Heilgabend

Weihnachten ist für uns Suchtkranke nicht immer ganz einfach . Wir feiern im Kreise der Familie oder allein. Oder wir feiern gar nicht.  Jede dieser Situationen kann  uns echte Probleme bereiten und einige Betroffene greifen dann zu ihrem Suchtmittel und bauen einen Rückfall.  Es wäre schön wenn man das verhindern könnte.

 

Was kann man in der Familie machen ?

Aus eigener Erfahrung weiß ich das die Feiertage ganz schön stressen können und oft auch ein handfester Krach ausbricht.  Der Baum soll geschmückt werden, das Essen muss zubereitet werden, die Gäste kommen bald und die Kids wollen ihre Geschenke.

Da haben wir Süchtigen schon mal gerne einen Getrunken oder anderes Zeugs konsumiert . Geholfen hats nix.  Das Umfeld war nur sauer.

Ich habe für mich irgendwann folgende Lösung gefunden.  Der heilige Abend war nur für mich und meine Partnerin da und natürlich die Kinder. Wenn mal was nicht perfekt war, dann war das eben so.  Es gibt im ganzen Haus keinen Alkohol. Auch das Essen wird nicht mit Alkohol zubereitet.  Wenn es doch mal zu Konflikten kommt ziehe ich mich eine Weile zurück und gehe dem Konflikt aus dem Weg. Das hat meist gut funktioniert.

Die Bescherung

Das wichtigste am Heiligabend war und ist die Bescherung.  Jedenfalls für die Kinder. Und wie das immer so ist es wird zur Feier des Tages angestoßen.  In den meisten Fällen mit Sekt. Das ging und geht nun nicht mehr. Auf jeden Fall nicht für mich. In der  Familie hatten wir uns auch da auf alkoholfreie Getränke geeinigt.  Und das anstoßen war sogar sehr viel besser als mit Alkohol. Denn man blieb nüchtern und konnte und kann den Abend viel besser genießen.

Am ersten Weihnachtstag   kann dann der Besuchstag sein und lecker gegessen werden.   Speisen werden ohne Alkohol zubereitet  das geht ganz gut  und schmeckt auch . Manche Starköche sehen das anders.

Der  Besuch könnte auch gebeten werden keinen Alkohol oder sonstige Suchtmittel als Geschenk mitzubringen, weiterhin habe ich es so gehalten das in meiner Wohnung auch für den Besuch kein Alkohol ausgeschüttet wurde. Auch wenn so mancher Besuch dann schnell wieder weg war.  Das war einerseits gut und andererseits schade. Aber my Home is my Castle 😉   .

 

Am zweiten Weihnachtstag   kann man entweder zum Besuch von Freunden aufbrechen.  Auch da sollte man darauf achten das die Freunde die Abstinenz des Süchtigen akzeptieren und ihm/ihr nicht ständig alkoholische Getränke anbieten.  Sonst kann man die Freunde oder Freundinnen auch sicher noch mal darauf aufmerksam machen.

Es gab auch Einladungen zu denen ich nicht mit gegangen bin weil ich zu instabil war . Da danke ich immer für das Verständnis von Freunden und Familie.

Ich hatte immer großes Glück wenn ich irgendwo zu Besuch war haben alle Freunde oder Familie nichts getrunken und es stand auch nichts herum.

Es ist natürlich wirklich wichtig das die Angehörigen da mitmachen.

 

 

Wie läuft es wenn man allein ist ?

Das ist sicherlich nicht die schönste Vorstellung, wo Weihnachten doch ein Fest der Familie ist . Nun hockt man da und ist allein. Das ist besonders doof am Heiligabend  und das hat auch bei mir zu Suchtdruck geführt.  Aber ich hatte für mich einige Strategien entwickelt.

Der heilige Abend …

.. ist der Tag an dem es für viele die alleine sind besonders unangenehm ist. Nix im Fernsehen, die meisten Freunde feiern mit der Familie und keiner hat Zeit . Manchmal hat man aber auch „Glück“ und wird eingeladen.  Ich hatte das nicht so oft als ich alleine lebte.

Den Heiligabend nicht mit irgendwem zu verbringen kann aber auch Vorteile haben. Man hat Zeit sich mit sich selbst zu beschäftigen und zur Ruhe zu kommen. Wenn man sich ein angenehmes Umfeld schafft ist das gar nicht mal so schlecht. Denn Weihnachten ist auch ein Fest der Besinnung.

 

Was Habe ich für mich gemacht

Ich habe mir was gutes gekocht. Es gab dann keine Würstchen mit Kartoffelsalat sondern  mal ein leckeres Steak oder ähnliches. Das Essen habe ich dann für mich mit einem festlich gedeckten Tisch zelebriert und mir echt Zeit genommen zum kochen und speisen. Wenn nichts was mich interessierte im Fernsehen war habe ich mir gute Filme angeschaut oder die Spielekonsole angeschmissen.  Und wie schon oben erwähnt war mein Suchtmittel, der Alkohol, nicht im Haus.   In den meisten Fällen blieb mir der Suchtdruck so erspart.  Sollte ich den doch mal entwickelt haben bin ich egal zu welcher Zeit vor die Tür gegangen oder habe jemand aus der Selbsthilfegruppe angerufen Das hat mir dann geholfen .

Der erste Feiertag

Der erste Weihnachtstag  ist  zumindest bei mir dann mit besuchen bei Freunden oder der Familie bestritten worden. Ich muss sagen das dort nie mit Alkohol gekocht oder irgendwelcher Alkohol ausgeschüttet wurde.  Ich habe diesen Tag immer genießen können.  Meine Freunde und Familie sind aber auch wirklich eine große Stütze dafür kann ich immer nur danken.

 

Wenn man einen Suchtkranken zum Feiern einlädt wäre es für alle Freunde oder Angehörigen wirklich super, das der Betroffene keine Berührungspunkte mit seinem Suchtmittel bekommt.  Auch wenn der oder die sagt “ Das macht mir nichts aus“ . Doch das tut es im Unterbewusstsein, manches triggert einen schon an.

Der zweite Feiertag

Den zweiten Weihnachtstag  kann man ähnlich wie den ersten Tag verbringen oder man nutzt ihn nochmal um zur Ruhe zu kommen.  Jedenfalls lasst euer Suchtmittel am besten aus dem Haus, der Weg zur Tankstelle ist länger als der Weg zum Schrank.   Wenn es euch nicht gut geht ruft Gruppenmitglieder oder Freunde an . Manche Gruppen bieten an allen Tagen auch treffen an, das könnt ihr bei eurer Gruppe erfragen.  Die Gruppe Xtradry Hannover kann das dieses Jahr leider nicht leisten.

Aber zumindest Jost ist telefonisch erreichbar oder über die Whatsapp Gruppe zu kontaktieren.

 

Fazit

Das ist keine Patentlösung aber das war mein Weg mit den Feiertagen umzugehen und hat bei mir funktioniert bis heute.

 

  • Schafft euch ein angenehmes Umfeld
  • Nehmt euch nicht zuviel vor.
  • Geht Streitigkeiten aus dem Weg
  • Lasst euer Suchtmittel aus dem Haus
  • Hört in euch rein ob ihr konsumierende Menschen besuchen wollt
  • Und genießt einfach die Feiertage
  • usw.

 

Wir haben was gegen Sucht